Die Hansjakob-Realschule und ihre Wurzeln
Bis 1906 war der Freiburger Stadtteil Stühlinger auf 14000 Einwohner angewachsen und hatte noch keine eigenen Schulen. Über 2000 Kinder hatten lange Schulwege in Nachbarstadtteile. Deshalb kam die Stadtverwaltung dem Wunsch der Stühlinger Bürger entgegen, hier eine Knaben- und Mädchenschule zu errichten.
Vom Spätjahr 1906 bis zum Frühjahr 1908 wurde die Knabenschule auf dem Stühlinger Kirchplatz gebaut und im April eingeweiht. Im September 1911 wurde auf dem Platz daneben die Volksschule für Mädchen fertig gestellt. Durch Anordnung des Stadtrats wurde die Knabenschule 1926 zu Ehren des einheimischen Volksschrifttstellers und Pfarrers von St. Martin Hansjakobrealschule genannt.
Die benachbarte Mädchenschule erhielt zur Erinnerung an den alemannischen Dichter und Schriftsteller Johann Peter Hebel den Namen "Hebelschule".
Im ersten Weltkrieg diente die Knabenschule als Lazarett. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges wurde die Hansjakobschule abermals Lazarett. Als Folge des Fliegerangriffs vom 27. November 1944 wurden beide Schulen schwer beschädigt. Die Hansjakobschule war nicht mehr nutzbar. Der Unterricht entfiel lange Zeit. Am 3. September 1945 wurde der Unterricht an den Freiburger Schulen wieder aufgenommen.
Auf Grund der unvorstellbaren Schulraumnot mussten die Schüler in Gasthäusern und anderen Schulen unterrichtet werden. Die Klassenstärken betrugen bis zu etwa 80/90 Schüler. Die Hansjakobschule wurde wieder aufgebaut und konnte über 29 Unterrichtsräume verfügen.
Wegen weiter steigender Schülerzahlen musste Schichtunterricht erfolgen. Erst der Neubau der Lortzingschule 1954 brachte spürbare Entlastung. Im selben Jahr bekamen Hansjakob- und Hebelschule eine gemeinsame Turnhalle. In den Fünfziger und Sechziger Jahren erfolgte in der Knabenschule der Aufbau einer Mittelschule, unsere heutige Realschule. In den Jahren 1977-78 fand eine General-Instandsetzung statt.
Die letzten Schulleiter waren:
– Herr Rist (1969-1978)
– Herr Klipfel (1978-1998)
– Herr Schwörer (1998-2012)
– unsere jetzige Schulleiterin ist Frau Edith Straub (seit 2013)
Der Namensgeber Dr. Heinrich Hansjakob
19.08. 1837 | Geboren in Haslach im Kinzigtal als Sohn eines Bäckers |
1847 | Schüler in Freiburg |
1852 - 1859 | Schüler im Gymnasium in Raststatt |
1859 - 1862 | Theologie-, Philosophie und Philologiestudium in Freiburg |
1862 - 1863 | Priesterseminar in St. Peter |
06.08. 1863 | Priesterweihe |
1863 | Philologisches Staatsexamen Karlsruhe |
1864 - 1865 | Lehramtspraktikant am Gymnasium Donaueschingen |
1865 | Dr. phil. Tübingen |
1865 - 1868 | Vorstand der Höheren Bürgerschule Waldshut |
1869 - 1884 | Pfarrer in Hagnau/Bodensee |
1871 - 1881 | Badischer Landtagsabgeordneter |
1874 - 1876 | Reisen in Europa |
1884 - 1913 | Stadtpfarrer in St. Martin Freiburg (am Rathausplatz) |
1913 | Übersiedlung nach Haslach (Alterswohnsitz Freihof) |
23.06. 1916 | Verstorben in Haslach und in seiner Grabkapelle in Hofstetten bei Haslach beigesetzt |
Hansjakob-Realschule
Unsere Schule hat in der Stadt Freiburg und im Umland einen sehr guten Namen, aber unser Namensgeber war eine fragwürdige Person.
Eine Historikerkommission hat sich im Auftrag der Stadt Freiburg mit den Namensgebern der Freiburger Straßen beschäftigt. Das Ergebnis ist, dass 12 Straßen umbenannt werden sollen, weil deren Namensgeber sich besonders durch antisemitische Äußerungen und Haltungen diskreditiert haben. Andere Straßen sollen zwar ihren Namen behalten, aber ein Zusatzschild soll auf die Problematik des Namensgebers verweisen. So soll das unter anderem bei der Staudinger Straße und bei der Hansjakob Straße geschehen. Natürlich müssen sich deshalb auch die Staudinger Gesamtschule und die Hansjakob-Realschule überlegen, ob sie bei ihrem jeweiligen Namen bleiben oder eine Namensänderung anstreben.
Die Gremien unserer Schule haben erste Diskussionen geführt, aber noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Wir wollen uns Zeit lassen, denn wir stehen vor großen pädagogischen Herausforderungen, die unsere ganze Kraft erfordern.
Unbestritten ist, dass Heinrich Hansjakob große Verdienste als Heimatschriftsteller zukommen. Dem Leben der einfachen Bauern im Schwarzwald hat er mit seinen Schriften ein Denkmal gesetzt. Die Schule wird aber abzuwägen haben, wie sie die antisemitischen Äußerungen und den Lebenswandel Heinrich Hansjakobs bewertet. Dabei muss auch eine Rolle spielen, dass er Kind seiner Zeit war, in der antisemitische Äußerungen – leider - weit verbreitet waren.
Zu bedenken ist auch, dass viele unserer derzeitigen und ehemaligen Schüler/innen sehr viel Positives mit unserer Schule verbindet. Weniger verknüpfen diese jungen Menschen den Schulnamen mit dem Namensgeber Heinrich Hansjakob. Viele fänden es sehr bedauerlich, wenn „ihre“ Schule einen anderen Namen bekäme, der ihnen fremd ist.
Damit unsere Schüler/innen, sollte es einen Antrag auf Namensänderung geben, sich qualifiziert in diese Diskussion einbringen können, werden wir uns auch im Unterricht stärker mit unserem Namensgeber beschäftigen.